Tradition
Ein Reichtum an kulturellem Erbe
Schon mit Beginn des Fremdenverkehrs war Lovran ein berühmter Kurort. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts hatte die Stadt vier Sanatorien und neun renommierte Ärzte. Das wohltuende Klima und die salzhaltige Meeresluft, hervorragende lokale Lebensmittel und gesunde Ernährung, das grüne gebirgige Hinterland mit zahlreichen Möglichkeiten für Sport- und Freizeitaktivitäten – all dies waren Vorzüge, die dazu beitrugen, dass Lovran am Ende des 19. Jahrhundert den offiziellen Status eines Kurortes erhielt.
Einer der Befürworter war Albin Eder, ein junger Wiener Arzt, der 1895 eine Praxis in Lovran eröffnete. In seinen Briefen, in denen er den offiziellen Status von Lovran als Kurort anregte, verwies er auf die Einzigartigkeit dieser Gegend: Hier kann man am selben Tag einen der schneebedeckten Gipfel des Učka-Gebirges besteigen und im Meer schwimmen.
All diese Vorzüge ziehen nach wie vor zahlreiche Besucher nach Lovran. Die Stadt beherbergt heute moderne Hotels mit hervorragenden Wellnesszentren, die Medical Wellness Academy und eine der angesehensten Gesundheitseinrichtungen Kroatiens – die Klinik für Orthopädie.
Neben dem Lorbeer, nach dem die Stadt benannt ist, hat diese Frucht die Geschichte und Gegenwart von Lovran geprägt. Die Größe und der besondere Geschmack der Maronen von Lovran sind darauf zurückzuführen, dass sie in dichten Wäldern an den Hängen des Učka-Gebirges sehr gut gedeihen – dort, wo Berg- und Meeresklima aufeinandertreffen.
Bekannt sind die Maronen von Lovran in ganz Europa: Im 19. Jahrhundert wurden sie nach Italien, Österreich, Deutschland und in weitere Länder exportiert und wohlhabenden Gästen der Stadt als begehrte Delikatesse angeboten. Zu Ehren dieser Frucht, die zu einer Art Symbol der Stadt geworden ist, findet im Oktober das Maronenfest „Marunada“ statt.
Beim Fest kann man geröstete Maronen, Desserts und verschiedene andere Gerichte sowie sogar Brandy und Bier aus dieser köstlichen Frucht probieren. Parallel gibt es ein vielfältiges Musik- und Unterhaltungsprogramm. Die angesehene britische Zeitung „The Guardian“ listete die „Marunada“ unter den Top 10 Food Festivals im Herbst in Europa auf.
Wildwachsender Spargel gehört zu den wertvollsten Waldfrüchten. Jeden Frühling kämpfen sich viele Lovraner durchs Unterholz, um diese Köstlichkeit zu ernten, die an den Hängen der Učka in Hülle und Fülle wächst. Der besondere Geschmack des Spargels entsteht durch den Einfluss von Aerosolen, also der Vermischung von Meeres- und Bergluft. Die positive Wirkung des Spargels auf die Gesundheit war schon den Ägyptern, Griechen und Römern bekannt.
Das Spargelfest findet im April zu Beginn der Spargelsaison statt. Auf dem Trg-Slobode-Platz werden dann Musik und Unterhaltungsprogramme sowie kulinarische Spezialitäten angeboten, darunter eine große Fritaja (eine Art Omelett), die von einem Team von Köchen aus mehr als tausend Eiern und mehreren Dutzend Kilogramm Spargel in einer riesigen Pfanne mit zwei Metern Durchmesser zubereitet wird.
Fritaja ist das beliebteste Spargelgericht, doch mit dieser Delikatesse aus der Natur werden auch andere herzhafte und süße Spezialitäten zubereitet. Während des Spargelfestes lassen sich einige davon in den Schenken und Restaurants von Lovran verkosten
Die vielgepriesenen Lovraner Kirschen sind saftiger und süßer als die meisten anderen Arten dieser Frucht. Im Sommer färben sich die Gärten von Lovran von diesen verführerischen Früchten dunkelrot, die eine köstliche Zutat in verschiedenen kulinarischen Spezialitäten sind.
Das lokale Mikroklima hat die Entwicklung mehrerer Kirschsorten ermöglicht. Die bekannteste ist Brtošinka, die der weltberühmten Sorte Lambert am ähnlichsten ist. Neben Esskastanien waren Kirschen im Laufe der Geschichte eines der wichtigsten Exportprodukte von Lovran. Die Lovraner Kirschen sind wegen ihres Geschmacks und ihrer Qualität hochgeschätzt und haben ganz wesentlich die lokale Kultur, Wirtschaft und Gastronomie beeinflusst.
Die Kirschtage finden im Juni zur Zeit der Kirschernte statt. Die Cafés und Restaurants von Lovran bieten dann Kuchen und Desserts sowie weitere Gerichte, die mit dieser saftigen, süßen Frucht zubereitet werden. Die zentrale Veranstaltung mit Musik und Kulinarik findet auf dem Trg-Slobode-Platz statt. Eine besondere Attraktion ist ein mehr als 10 Meter langer Kirschstrudel, der von den besten Lovraner Konditoren zubereitet wird.
Die Karnevalszeit in Lovran und Umgebung ist als die „fünfte Jahreszeit“ bekannt. Dieser Name belegt die Bedeutung der Karnevalstradition für die Einwohner von Lovran.
Der Karneval in Lovran hat eine mehr als hundertjährige Geschichte, und die ältesten Karnevalsgruppen wirken mit an der Gestaltung der gesellschaftlichen Ereignisse während der „fünften Jahreszeit“.
Der Karneval beginnt am 17. Januar, dem Fest des Hl. Antonius, mit dem Hissen der Karnevalsflagge und dem Aufhängen des Mesopust auf dem zentralen Stadtplatz. Dabei handelt es sich um eine Strohpuppe, die das wichtigste negative Ereignis verkörpert, das die letzten zwölf Monate geprägt hat. Der Karneval endet am Aschermittwoch, wenn der Mesopust rituell verbrannt wird: Diese kathartische Tradition symbolisiert die Reinigung von allen Sünden und Unglücksfällen des vergangenen Jahres.
In der Karnevalszeit finden verschiedene Kostümpartys und Maskenbälle statt. Die zentrale Veranstaltung ist der Internationale Karnevalsumzug mit Dutzenden von Gruppen und Tausenden von Teilnehmern, die mit ihren witzigen Kostümen und Festwagen den gesellschaftlichen und politischen Alltag aufs Korn nehmen.
Wenn es um den Anteil an Spitzenmusikern unter der Bevölkerung geht, übertrifft Lovran nicht nur kroatische, sondern auch viele andere europäische Städte. Zu verdanken ist dies der Blaskapelle Lovran, die 1912 gegründet wurde und seitdem viele lokale Veranstaltungen zu grandiosen Musikerlebnissen macht. In mehr als einem Jahrhundert ihres Bestehens hat die Blaskapelle Lovran Generationen von Musikvirtuosen ausgebildet und sich zu einer der führenden kroatischen Musikgruppen entwickelt, die gemeinsam mit vielen Musikstars spielte.
Außerdem organisiert die Blaskapelle am ersten Maiwochenende das dreitägige Festival „Unsere Welt ist Musik“, bei dem prominente Orchester aus der Alpe-Adria-Region sich selbst und ihre Region bzw. ihr Herkunftsland musikalisch präsentieren – ob mit leidenschaftlichem Csardas, melodischen Opernarien, fröhlichen Polkas oder schwungvollen Walzer. Der Höhepunkt des Festivals ist ein gemeinsamer Umzug entlang der Hauptstraße von Lovran, bei der sich zweihundert Musiker zu einem großen internationalen Orchester vereinen.
Der Lovran-Guc ist ein Erzeugnis, das sich der langen Schiffbautradition dieser Küstenstadt verdankt. Lovran ist von jeher mit dem Meer verbunden, zum einen durch die Seefahrt, zum anderen durch den Fischfang. Die Einheimischen erwiesen sich bei der Konstruktion ihrer Boote stets als innovativ. Den Höhepunkt dieser jahrhundertealten Tradition markiert ein Boot, das in den 1950er Jahren von dem ortsansässigen Meister Nino Gašparinić nach dem Vorbild der Gajeta von Korčula gebaut wurde. Der Name des neuen Boots: Lovran-Guc.
Dieses stabile, schnelle und einfache Boot aus hochwertigen exotischen Hölzern wie Mahagoni und Teak war nicht nur zum Fischen ideal, sondern auch für eine zunehmend beliebte Aktivität in dieser von zahlreichen Touristen besuchten Stadt: der Beförderung von Passagieren und Ausflügen entlang der Riviera.
Zu Ehren des Kapitäns und seines Bootes wird alljährlich im Juni die Regatta „Nino Gašparinić“ für historische Holzboote abgehalten. Während der Regatta finden im Mandrać-Hafen Workshops zu den Themen Bootsbau, Fischfang und Segeln statt.
Wie die gesamte Riviera, so hatte auch Lovran schon relativ früh ein Wasserversorgungssystem. In der Zeit der rasanten touristischen Entwicklung im späten 19. Jahrhundert wurde fließendes Wasser zu einer Notwendigkeit. Das Gebiet erhielt daher 1884 das erste Leitungswasser und zehn Jahre später gab es auch in Lovran die ersten Anschlüsse an das Trinkwassernetz. Diese waren jedoch den Wohlhabendsten vorbehalten: den Eigentümern von Hotels, Sommerresidenzen oder Patrizierhäusern. Andere Bewohner verließen sich auf Zisternen, Regenwassertanks in Hinterhöfen oder die Arbeit von zwei Personen, die das Wasser auf dem Rücken herbeischafften.
Historische Zeugnisse erinnern an zwei berühmte Wasserträger. Andre Lazarić-Bak (dessen Spitzname „stark wie ein Stier“ bedeutet) brachte mehrmals täglich Wasser in einem Holzgefäß aus einem Brunnen in Tuliševica in die Altstadt von Lovran, und Tonka Martinčić Lulu aus der Altstadt war dafür verantwortlich, bestimmte Straßen in ihrer Nachbarschaft mit Wasser zu versorgen.
Neben der Altstadt und den prächtigen Villen bilden die Bauernhäuser im Hinterland von Lovran den dritten charakteristischen Baustil dieser Gegend.
Die Geschichte von Lovran ist zum Großteil die Geschichte von „zwei Städten“, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Die befestigte Altstadt im mediterranen Stil mit dicht aneinander gereihten Häusern und engen Gassen steht im Kontrast zu den luxuriösen Villen im Sezessionsstil mit üppigen Gärten an der Küste. Die Architektur von Lovran hat jedoch eine weitere Ausprägung, die sich zwischen den Weinbergen, Gärten und Wäldern an den Hängen des Učka-Gebirges „versteckt“ findet und von der dortigen Naturlandschaft inspiriert ist.
Die kleinen Dörfer im Hinterland von Lovran zeichnen sich durch einen typischen Baustil aus. Die verstreut liegenden Häuser sind durch gut erhaltene Wege verbunden, die seit Jahrhunderten die Küste mit den Hängen des Učka-Gebirges verbinden und den Warenaustausch ermöglichen. Bei den Häusern handelt es sich meist um aus Stein errichtete, einstöckige Gebäude, die unterkellert sind. Spezifische Bauelemente sind kleine Fenster, der Štrem (überdachter Vorbau über dem Eingang) und die Tornica (ein halbkreisförmiger Anbau mit Feuerstelle). Die Nebengebäude haben sehr dicke Mauern und Strohdächer.
Lokale Bräuche, kulinarische Spezialitäten und das einzigartige Klima brachten ein reiches kulturelles Erbe hervor, das heute von Besuchern aus aller Welt geschätzt wird.